Wenn Kinder stottern – Tipps zur Therapeutensuche
Broschüre
Für Eltern…
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Für Eltern mit stotterndem Kind bis ca. 10 Jahren.
Was hilft bei Stottern? Gibt es Übungen gegen Stottern? Ist Stottern heilbar? ... Solche Fragen bekommen wir oft gestellt und vorweg können wir beruhigend sagen: Ja, Stottern lässt sich gut behandeln. Sowohl bei Kindern als auch im fortgeschrittenen Alter ist es möglich, den Redefluss nachhaltig und deutlich zu verändern. Außerdem kann die Therapie typische Begleitsymptome wie Vermeidungsverhalten und Sprechangst günstig beeinflussen und das Selbstwertgefühl erheblich steigern.
Bevor man sich für eine bestimmte Stottertherapie entscheidet, ist es wichtig mehr über die Methoden und Formen zu erfahren, um für sich selbst oder das stotternde Kind ein möglichst passendes Angebot zu finden. Eine gute Vorbereitung kann zudem vor Therapieabbrüchen schützen.
Es gibt erprobte und anerkannte Stottertherapien. Generell ist jedoch nicht jede Therapie gleichermaßen für jeden stotternden Menschen geeignet. Wir unterstützen Sie und dich mit neutralen Informationen, fachlichem Rat und – nicht zuletzt – unseren Erfahrungen als stotternde Menschen.
sollte zumindest eine Elternberatung in Anspruch genommen werden, sobald Sie sich als Mutter oder Vater um das Sprechen Ihres Kindes sorgen. Im Rahmen der fachlichen Beratung können Sie auch Fragen klären und erfahren, wie Sie mit dem Stottern umgehen und ihr Kind dadurch unterstützen können.
Die meisten Kinder stottern nur eine Zeit lang, ihr Stottern verschwindet ebenso plötzlich wie es auftritt. Leider lässt sich jedoch die Wahrscheinlichkeit für eine Spontanheilung oder das Verbleiben des Stotterns nicht vorhersagen, bislang fehlen eindeutige "Warnsignale" (so genannte Biomarker) dafür. Eine Frühdiagnostik empfiehlt sich deshalb in jedem Fall.
Eine Stottertherapie im Kindesalter sollte spätestens nach ungefähr 6 bis maximal 12 Monaten seit dem erstmaligen Auftreten des Stotterns beginnen. Doch auch davor kann eine Behandlung sinnvoll sein, zum Beispiel wenn Ihr Kind auffällige Begleitsymptome zeigt, selbst wenn sein Stottern erst kurze Zeit besteht. Die frühzeitige Behandlung hilft Ihrem Kind, weniger angestrengt zu sprechen und sie verhindert mitunter die Entwicklung hin zu einem chronischen Stottern.
entscheidet dein individueller Leidensdruck über den Therapiebeginn. Nach der Pubertät ist es äußerst unwahrscheinlich, dass dein Stottern noch „verschwindet“, aber du bist ihm nicht machtlos ausgeliefert. Mit einer Stottertherapie kannst du in jedem Alter beginnen und dort lernen, deinen Redefluss nachhaltig und deutlich zu verbessern.
Stottertherapien für Jugendliche und Erwachsene sollten in besonderem Maße auf typische Begleitsymptome eingehen, die auch du vermutlich im Laufe der Zeit entwickelt hast: Vermeidungsverhalten, (soziale) Ängste, ein schlechtes Selbstwertgefühl, körperliche "Tics" beim Sprechen und Ähnliches.
"Logopädie hat mir früher schon nichts gebracht", hören wir übrigens öfter mal. Abgesehen davon, dass eine Stottertherapie für Jugendliche und Erwachsene natürlich anders verläuft als eine Kindertherapie, war es bisher vielleicht einfach nicht der richtige Zeitpunkt, die zu dir passende Methode oder es stimmte menschlich nicht so gut zwischen dir und dem oder der Therapeut/in? Informiere dich gut über die Methoden und Formen, sprich auch mit anderen Stotternden über ihre Erfahrungen und gib der Sache noch einmal eine Chance, wenn dich dein Stottern belastet.
Es haben sich zwei Hauptrichtungen zur Behandlung von Stottern entwickelt. Diese Methoden sind wissenschaftlich untersucht und können auch miteinander kombiniert werden:
Diese Methode wird auch als Formung der Sprechweise bezeichnet oder als Sprechrestrukturierung. Dabei erlernt man spezielle Sprechtechniken, wie den „weichen Stimmeinsatz“ zu Beginn eines Wortes oder die sogenannte Silbenbindung.
Diese Techniken haben zum Ziel, durch eine grundsätzliche Veränderung des Sprechens Stottern möglichst nicht auftreten zu lassen. Sie sollten fast durchgehend angewendet werden und verändern damit insgesamt die Sprechweise der stotternden Person.
Anfangs wirkt das Sprechen dadurch stark verfremdet und unnatürlich. Schrittweise erfolgt dann die Anpassung an einen natürlicher klingenden Sprechfluss, der im Alltag unauffälliger ist. Übungen für ein selbstbewusstes Auftreten mit der neuen Sprechweise kommen ergänzend hinzu.
Fluency Shaping verhindert also „technisch“ die Stottersymptome, indem es die gesamte Sprechweise verändert. Um die Sprechflüssigkeit aufrecht zu erhalten, muss das neu geformte Sprechen regelmäßig geübt und angewendet werden.
Bei dieser Methode der Stottertherapie lernt man, sein Stottern zu kontrollieren und in Symptome einzugreifen. Dafür muss zunächst eine Desensibilisierung gegenüber negativen stotterbedingten Emotionen erarbeitet werden. Vermeidungsverhalten und Ängste aufgrund des Stotterns werden abgebaut.
Ziel ist es, Blocklösetechniken wie zum Beispiel Pull-Outs oder sogenannte Prolongationen beim spontanen Sprechen anzuwenden. Die persönliche Sprechweise wird davon nur punktuell beeinflusst, da die Technik ausschließlich im einzelnen Stotter-Moment angewendet wird.
In der Modifikationstherapie erfolgt eine intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Stottern. Es zunächst in allen Aspekten zu verstehen, ist eine wichtige Voraussetzung für seine Veränderung. Die Techniken werden im Rahmen der Therapie auf den Alltag übertragen und erfordern regelmäßiges Üben und Anwenden.
Die Stottermodifikation wird oft auch als „Nicht-Vermeidungsansatz“ oder „Van Riper-Therapie“ bezeichnet.
Beide Methoden der Stottertherapie – das Fluency Shaping und die Stottermodifikation – werden hierbei kombiniert erlernt. Stotternde Personen haben dadurch im Alltag die Möglichkeit, sich je nach Situation für den Einsatz einer Sprechtechnik oder für eine Blocklösetechnik zu entscheiden.
Eine Stottertherapie nach dem Kombinationsansatz enthält ebenfalls eine Desensibilisierungsphase und Übungen für den Transfer des Erlernten in den Alltag.
Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften spricht für diese und weitere, hier nicht aufgeführte Angebote zur Behandlung von Stottern eine negative Empfehlung aus. (s. Patientenleitlinie der AWMF, Seite 32ff).
Bei Kindern bis etwa 6 Jahren verbessert eine geeignete Therapie die Chance auf ein dauerhaft flüssiges Sprechen. Für diese Altersgruppe gibt es drei Arten von Therapien, deren Wirksamkeit verlässlich nachgewiesen ist.
Zur Behandlung von stotternden Kindern im Schulalter können die Haupt-Methoden der Stottertherapie angewendet werden (siehe Info oben):
(Diese Hinweise basieren auf der Patientenleitlinie der AMWF. Für Atemtechniken, Hypnose, Naturheilkunde und weitere hier nicht aufgeführte Angebote zur Behandlung von Stottern spricht die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften mit ihrer Leitlinie darüber hinaus eine negative Empfehlung aus.)
Grundsätzlich sollte überlegt werden, ob man sich lieber einzeln oder in der Gruppe behandeln lassen möchte. Bei der Einzeltherapie genießen die Patienten das intensive Arbeiten und die vertrauensvolle Atmosphäre allein mit der Therapeutin bzw. dem Therapeuten. Einzeltherapien werden ausschließlich ambulant angeboten.
Gruppentherapien können sowohl ambulant als auch stationär durchgeführt werden. Gemeinsam mit Gleichaltrigen fällt vor allem Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Auseinandersetzung mit ihrem Handicap leichter. Als Gruppe kann man am Lernfortschritt und der persönlichen Entwicklung anderer Stotternder teilhaben und persönlche Erfahrungen miteinander austauschen.
Die ambulante Stottertherapie findet in der Regel in einer lokalen Praxis vor Ort statt, die regelmäßig besucht wird. Die Behandlung erfolgt begleitend zum Alltag und dem gewohnten sozialen Umfeld. Einzelsitzungen werden häufig im wöchentlichen Turnus angeboten, es gibt aber auch ambulante Angebote für Intensivphasen mit mehreren Sitzungen pro Woche.
Eine stationäre Stottertherapie findet meist außerhalb des Wohnortes statt und umfasst einen Aufenthalt von mehreren Tagen bis Wochen. Dabei fallen Reise- und Aufenthaltskosten an, die von der gesetzlichen Krankenversicherung nicht übernommen werden. Manche Intensivangebote verlaufen zudem in Intervallen, sie beinhalten den Wechsel zwischen stationären Therapiephasen und Übungsphasen zu Hause. Hinzu kommen so genannte "Sommercamps" oder Ferienangebote für stotternde Kinder, die meist mehrere Wochen dauern.
Seit einigen Jahren werden auch zur Behandlung von Stottern digitale Möglichkeiten genutzt. Geschieht die Online-Therapie nicht nur als Ausnahme "virtuell", sondern basiert auf einem therapeutischen Konzept wird dies auch "Teletherapie" genannt. Anreisen und Aufenthalt in einer stationären Einrichtung oder in einer Praxis entfallen dabei weitestgehend. Seriöse Angebote zur Stottertherapie sind auch im Onlineformat sinnvoll aufgebaut und beinhalten unter anderem Vorgespräche sowie Auftakttreffen in Präsenzform.
Stimm-, Sprech-, Sprach- und Schlucktherapien gelten als Heilmittel und werden als solche von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Die entsprechende Heilmittelverordnung stellen in der Regel Haus- oder Kinderärzte bzw. -ärztinnen aus sowie Phoniater/innen oder Hals-Nasen-Ohren-Ärzte bzw -Ärztinnen.
Praxen geben auf Anfrage vorab Auskunft über die Höhe der Zuzahlung. Nach aktuellem Stand (Mai 2021) fallen bis zum 18. Lebensjahr keine Zuzahlungen an. Danach müssen 10% der Kosten des Heilmittels (d.h. der Therapiesitzung) zuzüglich 10 Euro je Verordnung als Eigenanteil gezahlt werden. Bei stationären-Stottertherapien für eine Intensivbehandlung fallen zusätzlich zu den gesetzlichen Zuzahlungen Eigenanteile für die Unterbringung und Verpflegung vor Ort an.
Beim Gespräch mit der Kinderärztin/dem Kinderarzt für die Verordnung zur Stottertherapie kann der als PDF-Datei vorliegende Leitfaden "Stottern" für die kinder- und jugendärztliche Praxis des Berufsverbandes bvkj unterstützend genutzt werden. (kostenpflichtiger Download)
Eine Stottertherapie sollte durch fachlich qualifizierte LogopädInnen, akademische SprachtherapeutInnen oder ÄrztInnen erfolgen, denn diese wurden für die Behandlung von Stottern ausgebildet. Bei der Auswahl spielt die fachliche Spezialisierung ebenso eine Rolle wie der Patientenkreis, z.B. ob die Behandlung für stotternde Kinder im Fokus steht oder für stotternde Jugendliche oder Erwachsene.
Wir haben Dank einer Projektförderung ein Therapeutenverzeichnis zur ambulanten Behandlung angelegt, das hauptsächlich im Rahmen unserer kostenfreien telefonischen Fachberatung zum Einsatz kommt. Auf Wunsch erhalten Ratsuchende im Anschluss an eine Beratung Adressen für ihren Wohnort bzw. aus dem näheren Umfeld, bei Bedarf ausschließlich für eine spezielle Methode.
Mit der PDF-Broschüre "Stottertherapie intensiv" haben wir zusätzlich eine Auswahl der vielfältigen Angebote zu Stottertherapie zusammengestellt, die in Intervallen, stationär oder als so genannte Sommercamps in den Schulferien durchgeführt werden. Die Broschüre steht im Bereich Angebote/Infomaterial sowie am Ende dieser Seite zum Download bereit.
Die drei Berufsverbände stellen darüber hinaus auf ihren Webseiten Adressenverzeichnisse zur Verfügung:
Interdisziplinäre Vereinigung der Stottertherapeuten (ivs), Deutscher Bundesverband für Logopädie (dbl) und Deutscher Bundesverband für akademische Sprachtherapie und Logopädie (dbs)
Wir raten zur Vorsicht, wenn ein Angebot zur Behandlung von Stottern als unfehlbar gilt.
"Nach der Pubertät ist eine vollständige Heilung selten. Vor allem bei Kindern kann es zu Phasen ohne Stottern kommen. Dies muss nicht immer eine Heilung sein. Heilung bedeutet, dass mindestens 12 Monate lang kein Stottern hörbar war und die Person nichts tun musste, damit das Sprechen flüssig bleibt.
Auch bei Erwachsenen kann das Stottern deutlich verringert werden, indem die Betroffenen mindestens eine der vier folgenden Verbesserungen zeigen:
Sie stottern seltener oder weniger auffällig.
Sie haben weniger Angst vor einer negativen Bewertung durch andere Personen.
Sie vermeiden weniger Situationen, in denen sie befürchten zu stottern.
Sie sind in der Lage, offen und selbstbewusst über ihr Stottern zu sprechen."
Quelle: „Patientenleitlinie Redefluss-Störungen: Stottern und Poltern“ zur S3-Leitlinie „Pathogenese, Diagnostik und Behandlung von Redeflussstörungen“ der AWMF vom 12.01.2018, Hervorhebung im Text durch uns.
Es braucht viel Zeit für nachhaltige Veränderungen. Nach aller Erfahrung dauert eine qualifizierte Stottertherapie unterschiedlich lange, abhängig von Therapieform und individueller Belastung. Eine Verflüssigung des Sprechens kann im Therapieraum mitunter sehr schnell erzielt werden, eine nachhaltige Veränderung und Übertragung in den Alltag, sowie die Bearbeitung von Begleiterscheinungen kann hingegen ein längerer Prozess sein.
Die Herausforderung aller Stottertherapien ist also die langfristige Umsetzung des Erlernten im Alltag. Rückfälle sind deshalb eher die Regel als die Ausnahme. Entscheidend ist die Qualität und Dauer der therapeutischen Nachsorge, die deine aktuelle Situation bzw. die des stotternden Kindes berücksichtigen und die Vorgehensweise bei Bedarf neu aussteuern muss. Vor der Entscheidung für eine bestimmte Stottertherapie oder einen Anbieter empfehlen wir die Nachfrage, ob ein Nachsorgeangebot besteht und wie es ausgestaltet ist. Reine „Auffrischungstermine" oder die Beschränkung auf Wiederholungen der Techniken werden individuellen Bedürfnissen nicht gerecht.
Wenn eine Methode für dich oder für Ihr stotterndes Kind längerfristig nicht erfolgreich ist, so kann es an der Methode liegen und nicht an dir bzw. Ihnen.
Broschüre
Für Eltern…
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Für Eltern mit stotterndem Kind bis ca. 10 Jahren.
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Für…
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Für stotternde Jugendliche (ihre Eltern) und Erwachsene.
Infoblatt
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Infoblatt
Hilfestellung des Bundesvorstandes für Ihre und deine Überlegungen zur Stottertherapie.
PDF-Broschüre
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Angebote zur Intensiv-(Intervall)-Therapie und stationären Behandlung stotternder Kinder, Jugendlicher und Erwachsener.
PDF-Bogen
Lassen Sie…
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Lassen Sie sich als Stottertherapeutin oder -therapeut in unser Verzeichnis aufnehmen (kostenfrei).
Ein Ratgeber…
Ein Ratgeber von Kindheit bis ins Erwachsenenalter zu Methoden und Ansätzen der Stottertherapie.
Rückschläge in der…
Rückschläge in der Stottertherapie neu bewerten und nutzen, von Thilo Müller (Hrsg.).